Stadtgeschichte

Weilburg hat eine lange und traditionsreiche Geschichte. Die Anfänge liegen im Dunkeln, doch schon früh bot sich der fast ganz von der Lahn umflossene Bergkegel für eine Befestigungsanlage an, zumal hier eine alte Fernverkehrsstraße über die Lahn führte.

Die erste Erwähnung der "Wilineburg" findet sich im Jahre 906 in der Chronik des Abtes Regino von Prüm. Anlaß ist die Beisetzung von Herzog Konrad dem Älteren von Franken, der hier seine letzte Ruhestätte findet. Vermutlich ist die Burg damals ein nach römischem Beispiel errichtetes fränkisches Kastell.

Sein Sohn Konrad wird 911 von den übrigen deutschen Herzögen zum König gewählt und gilt als Begründer des Deutschen Reiches. Er gründet hier zum Gedächtnis an seinen Vater ein Chorherrenstift, das Walpurgisstift, dem später eine Schule angegliedert wird. Im Jahre 918 erlangt die Wilineburg überragende geschichtliche Bedeutung, als König Konrad I. auf seinem Sterbelager, zerbrochen an dem Versuch, die auseinanderstrebenden Stämme des Reiches wieder zu einigen, die Kroninsignien seinem härtesten Widersacher, dem Sachsenherzog Heinrich dem Vogler, überbringen läßt (Weilburger Testament). Kaum drei Generationen sind vergangen seit der Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen, den Franken. Daß der Bruder König Konrads, Herzog Eberhard, zum Verzicht auf die Königskrone bereit ist und das Volk der Franken bewegen kann, der Wahl des Sachsenherzogs zum deutschen König zuzustimmen, muß als eine menschliche und politische Leistung ersten Ranges gewertet werden.

Bauliche Überreste des Konradinerkastells gibt es bis auf das Fundament des heutigen Schlosses nicht mehr. Als das Konradinerhaus ausstirbt, fällt die Wilineburg mit dem umliegenden Landbesitz an das sächsische Königshaus, von dem es durch Schenkung an das Bistum Worms gelangt, das die Grafen von Nassau als Vögte einsetzt. Graf Adolf von Nassau, von den Kurfürsten zum deutschen König gewählt, erwirbt 1294 die Herrschaft Weilburg durch Kauf als Eigentum und stellt im Jahre 1295 jenen berühmten Freibrief aus, der Weilburg das Stadtrecht verleiht und seinen Bürgern die gleichen Rechte zusichert wie den Bürgern Frankfurts. Berühmt ist dieser Freibrief deshalb, weil die Bürger Weilburgs einen Boten nach Frankfurt schickten, der dort eine Abschrift dieser Rechte erbitten sollte. Die Frankfurter hatten allerdings selbst nichts Schriftliches, aber man schrieb auf, was man im Kopf hatte, und gab dem Weilburger Boten diesen "Frankfurter Artikelbrief" mit. Die Frankfurter fertigten bei dieser Gelegenheit jedoch keine Abschrift für den eigenen Gebrauch, und so mußten sie im 14.Jahrhundert ihre eigenen Stadtrechte in Weilburg abschreiben! Die älteste Aufzeichnung der Frankfurter Stadtrechte wird noch heute in Weilburg verwahrt.

Die späteren nassauischen Grafen bauen dann ihren Besitz in Weilburg aus. Im 14. Jahrhundert wird die Stadt mit Mauern und Türmen befestigt, letzter Zeuge aus dieser Zeit ist der alte Wehrturm in der Nähe des Landtors. Außerhalb des alten Stadtkerns findet sich ein weiteres Zeugnis des Mittelalters, die im Jahre 1505 erbaute Heilig-Grab-Kapelle und der Kalvarienberg mit der spätgotischen Kreuzigungsgruppe auf dem alten Friedhof. Sie wurden in Erinnerung an eine Pilgerfahrt des Grafen Johann Ludwig Nassau von Saarbrücken als Nachbildung der Heiligen Stätten in Jerusalem errichtet und bildeten bis zur Einführung der Reformation eine Passionsstätte.

Graf Philipp III. läßt die alte Konradinerburg abreißen und beginnt 1535 den Bau des vierflügeligen Hochschlosses mit seinem malerischen Schloßhof im Stile der nordischen Renaissance, der bis heute fast unverändert erhalten ist. Nachdem die Stadt im Dreißigjährigen Krieg mehrfach erobert und geplündert würde, beginnt unter Graf Johann Ernst (1683-1719) eine umfassende bauliche Neugestaltung, durch die bis heute das Gesicht der Stadt weitgehend geprägt wird. In dieser Zeit entstehen die imposanten Barockbauten des Schlosses, die Schloßkirche, der Schloßgarten, die Orangerien (eine fast originalgetreue Nachbildung des Grand Trianon in Versailles), das alte Rathaus, der Marktplatz mit Neptunbrunnen und die angrenzenden Bürgerhäuser. Zu der barocken Gesamtkonzeption gehören noch die breiten Lindenalleen vor den Toren der Stadt und der Ausbau des "Windhofs" zu einem Jagdschloß. Durch Graf Johann Ernst und seinen Baumeister Rothweil wird Weilburg zur "barocken Residenzstadt".

Aus den napoleonischen Kriegen geht das stark erweiterte Herzogtum Nassau mit Weilburg als Hauptstadt hervor. Weilburg bleibt Residenzstadt, bis der Hof 1816 nach Wiesbaden übersiedelt. Zum Ausgleich wird das Weilburger Gymnasium zum alleinigen Landgymnasium erhoben, und die Stadt erhält eine Garnison.

Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg heiratet 1815 Erzherzog Karl von Österreich, den "Löwen von Aspern", einen Enkel Kaiserin Maria Theresias. Nach der Überlieferung soll Prinzessin Henriette in Wien den mit Kerzen geschmückten Weihnachtsbaum eingeführt haben. Erzherzog Karl baut ihr zur Erinnerung an ihre Heimat das Schloß "Weilburg" in Baden bei Wien (zerstört 1945).

Im Zusammenhang mit der Kanalisierung der Lahn von der Mündung bis Weilburg läßt Herzog Adolf 1847 den Weilburger Bergrücken mit einem Schiffstunnel durchbohren. Diese, heute noch in Betrieb befindliche Wasserstraße ist eine europäische Rarität, nur an der Rhone gibt es eine Parallele hierzu. Im Jahre 1862 wird dann die Lahntal-Eisenbahn gebaut, die damals teuerste Bahnstrecke Deutschlands, durch die Weilburg an das europäische Schienennetz angeschlossen ist. Trotz all dieser Anstrengungen, den jahrtausendealten Eisenerzabbau im Lahntal auf eine tragfähige wirtschaftliche Grundlage zu stellen, werden die meisten Gruben bereits Anfang des 20. Jahrhunderts geschlossen, und die letzten im Raum Weilburg fallen dem großen Grubensterben der 60er Jahre dieses Jahrhunderts zum Opfer.

Nach dem Krieg von 1866, in dem Nassau mit dem Verlierer Österreich verbündet ist, verliert Herzog Adolf sein Land an Preußen, behält aber das Schloß Weilburg; die Stadt wird preußische Kreisstadt.
Nach altem Erbvertrag wird Herzog Adolf 1890 Großherzog von Luxemburg, und damit kommt das Weilburger Schloß in luxemburgischen Besitz. Der preußische Staat erwirbt das Schloß 1935 als Eigentum, seit der Auflösung des Landes Preußen im Jahr 1945 gehört das Schloß dem Land Hessen.

In den Jahren 1945/1946 und danach wurde durch Aufnahme von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen das Gesicht der Stadt Weilburg und ihrer Stadtteile wesentlich verändert.

Der Anteil der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen an der Wohnbevölkerung nach einer Statistik des Hess. Statistischen Landesamt, Wiesbaden, 1966, betrug in der Kernstadt Weilburg 34 Prozent und in den Stadtteilen Gaudernbach 28 Prozent, Ahausen 26 Prozent, Kubach 25 Prozent, Hirschhausen 23 Prozent, Kirschhofen 23 Prozent, Hasselbach 21 Prozent, Bermbach 19 Prozent, Odersbach 18 Prozent,  Waldhausen 16 Prozent und Drommershausen 15 Prozent.

Die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen wurden Weilburger Bürgerinnen und Bürger. Eine großartige Gesamtleistung der Einheimischen und der Neubürgerinnen und Neubürger. Die Flüchtlinge brachten sich und ihre Stärken in die Gesellschaft ein. Man kann von einem geglückten Wirtschafts- und Integrationswunder sprechen.

Einen besonderen Ruf genießt Weilburg als Schulstadt.
Bereits seit 1231 ist hier eine Chorherren-Stiftschule urkundlich belegt, und ab 1540 gibt es eine unabhängige lateinische Freischule, das spätere Gymnasium Philippinum, an dem ausgezeichnete Pädagogen lehrten und zu dessen bedeutenden Schülern Heinrich von Gagern, der Präsident der deutschen Nationalversammlung von 1848, zählt. Dieses Gymnasium vermittelte lange Zeit als einzige Anstalt Nassaus die Universitätsreife. Verschiedene in Weilburg vorübergehend ansässige Schulen wurden wieder aufgelöst bzw. in andere Städte verlagert, so z.B. die preußische Unteroffiziersvorschule, die Höhere Landwirtschaftsschule und die H.f.L. (Hochschule für Lehrerbildung), das spätere "Pädagogische Institut". Trotzdem ist Weilburg auch heute noch eine Stadt der Schulen, die verschiedenen hier ansässigen Lehranstalten werden täglich von mehr als 5000 Schülern und Studierenden besucht.

Die letzten Jahre haben für die Stadt einschneidende Veränderungen mit sich gebracht.
Im Zuge der kommunalen Gebietsreform vereinigen sich zum 30.12.1970 die bis dahin selbständigen Gemeinden Ahausen, Bermbach, Drommershausen, Gaudernbach, Hasselbach, Hirschhausen, Kirschhofen, Odersbach und Waldhausen mit Alt-Weilburg zur neuen Stadt Weilburg, ab 1.7.1974 kommt Kubach als 11. Stadtteil hinzu. Die Einwohnerzahl, die im Jahre 1939 noch ca. 3.900, im Jahre 1959 dann ca. 6.200 betrug, wächst damit auf ca. 14.000 im Jahre 1974 an. Bei einem Großbrand am 18.10.1972 werden das Bürgerhaus "Alte Reitschule", Teile des Schlosses und des damals gerade erst erweiterten Heimat- und Bergbaumuseums sowie eine Anzahl von Privathäusern in der Innenstadt zerstört. Die über 100jährige Funktion Weilburgs als Kreisstadt geht am 1.7.1974 mit der Vereinigung der Kreise Limburg und Oberlahn zum neuen Landkreis Limburg-Weilburg verloren, jedoch haben weiterhin viele Ämter und Behörden hier ihren Sitz.