Rathaus
Die Vorläufer des heute in der Mauerstraße befindlichen Rathauses befanden sich am Marktplatz, wobei die genauen Standorte der beiden ältesten Vorläufer heute nicht mehr genau festzustellen sind. Das ältere Rathaus wurde bis 1690 genutzt, danach wurde die benachbarte "alte Cantzley" zum Rathaus und behielt diese Funktion bis zur Fertigstellung des Neubaus der Stadt- und Schlosskirche (1707-1712/13) bei, in deren Westteil der Architekt Rothweil das neue Rathaus integrierte. Die zuvor als Rathaus genutzten Gebäude wurden zusammen mit dem übrigen Häuserbestand bei der Neuanlage des Marktplatzes niedergelegt.
Im Haus Mauerstraße 8 befindet sich heute das Rathaus als Sitz der Stadtverwaltung und Amtssitz des Bürgermeisters. Seine Funktion als Rathaus hatte das Gebäude 1921 erhalten, als die Stadtverwaltung vom Haus Frankfurter Straße 6 (Wohnhaus von Adolf Schaum, Bürgermeister 1888-1905) in die Mauerstraße umzog.
Erbaut worden war das Haus 1877/78 als Kommandeurswohnung der zu dieser Zeit nach Weilburg verlegten 1. preußischen Unteroffiziersvorschule. Die Pläne fertigte Baurat Max Spinn (Kreisbauinspektor in Weilburg von 1874-1902), die Bauleitung hatte Wilhelm Thempel inne. Veranlasst worden war der Bau durch die Initiative des Weilburger Tüncher- meisters Ernst Thempel, der sich wegen fehlender Unterkünfte für Offiziere und Mannschaften bereit erklärte, auf eigene Kosten Unterkunftsmöglichkeiten zu schaffen.
Nach einer entsprechenden Vereinbarung zwischen dem Kommandeur des III. Bataillons des Hessischen Füsilierregiments Nr. 80, dem Magistrat der Stadt Weilburg und Thempel wurde das Gebäude errichtet. Nachdem 1913 die Unteroffiziersvorschule in die "Neue Kaserne" in der Frankfurter Straße 13 umgezogen war, zog in das Haus die Polizeikommandatur ein und zeitweise waren in dem auch als "Städtisches Haus" bezeichneten Gebäude die Diakonissen des Krankenpflegevereins untergebracht.
Das Gebäude ähnelt vielen in der Gründerzeit erstellten und Kasernen zugeordneten Wohn- und Kasino- bauten. Es ist ein villenähnlicher, repräsentativer Bau im klassizistischen Stil der Neurenaissance. Die aufwändigen Werksteingliederungen und unterschiedlichen Fensterformen heben sich von den glatten Putzflächen ab. Hervorgehoben ist im Obergeschoss der Salon mit einer Pilasterordnung, darüber wird das Obergeschoss von einem prächtigen Hauptgesims umrahmt. Über dem Hauptgesims ist ein reich gezierter Aufsatz zu sehen, in den das Wappen der Stadt Weilburg eingearbeitet ist.
Das Nachbargebäude, Haus Mauerstraße 6, wurde 1881/82 (andere Quellen 1880) als Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Bauherr war der Bäckermeister Fritz Glöckner, errichtet wurde das Gebäude von dem Bauunternehmer Karl Baltzer. Dieser war auch am Bau des Schiffstunnels und der Lahntalbahn beteiligt sowie weiterer Bauten in Weilburg, z. B. Mauerstraße 3 und Mauerstraße 9, Postplatz 3, Frankfurter Straße 15 und Bahnhofstraße 1.
Die Stadt Weilburg erwarb das Gebäude 1994 und verband es mit dem Rathausgebäude in Haus Nr. 8 zu dem 1995 eingeweihten erweiterten Rathauskomplex. Im Erdgeschoss des Hauses 6 befindet sich heute die Touristen-Information der Stadt.
Die klassizistische Schaufassade wird besonders geprägt durch das Erdgeschoss mit den plastisch-tiefen Rundarkaden und der Verkleidung aus Rustikaplatten.