Sehenswerte Bauwerke in der Stadt Weilburg
Niedergasse; Wohnhaus, Brückenmühle
Die Niedergasse führt von der Steinernen Brücke bis zum Beginn der Mauerstraße am Denkmal gegenüber der Neugasse. An der Steinernen Brücke zweigen lahnabwärts der Hainweg ab zur Hainallee und diesem gegenüber befindet sich die Zufahrt zur früheren Schlossmühle mit einem Zugang in das Gebück. Weiter stadteinwärts folgen die zur Lahn abfallende Hainallee und auf der anderen Straßenseite das bergauf führende Treppenstück der Ritsche. Wenige Meter weiter mündet unterhalb des Hauses "Über dem Hainberg 2" (Volksbank) die Verbindungsstraße von der unteren Langgasse/Ritsche/Über dem Hainberg in die Niedergasse ein.
Der obere Teil der Niedergasse, von der Ritsche bzw. Hainallee bis zum Denkmal, wird auch als "Fahrt" bezeichnet. Dieses Straßenstück ist unbebaut, das hier allein aufragende Gebäude gehört zur Hainalle und wurde um 1835 als Piseebau (siehe dort) errichtet. Im unteren Teil der Niedergasse, zwischen dem inneren Brückentor an der Steinernen Brücke und dem Lahntor an der Ritsche, war die Niedergasse schon im 16. Jahrhundert bebaut, obwohl dieser Teil außerhalb der Stadtmauern lag. Die dort vorhandene Bebauung ist auf dem Stich von Wilhelm Scheffer aus dem Jahr 1605 wie auch auf dem Stich von Mätthaus Merian aus dem Jahr 1646 gut zu erkennen. Vermutlich handelte es sich bei diesen Gebäuden meist um die Hütten leibeigener Bauern.
Bei der Umgestaltung der Stadt unter Graf Johann Ernst durch dessen Baumeister Rothweil wurde um 1713/14 auch die Niedergasse neu angelegt. Dabei sind auch Felsteile am Schlossberg abgesprengt worden und die Straße wurde verbreitert. Der vorhandene Gebäudebestand wurde abgerissen und durch 13 gleichartige zweistöckige Bauten ersetzt. Bei diesen neu errichteten Häusern waren nur die Straßenfronten in Fachwerkbauweise ausgeführt.
Ein Wohnhaus mit Gerberei und Stallung errichtete der Weißgerber Krauth am Zugang zur Schlossmühle an der Steinernen Brücke. 1757 erfolgte ein Um- und Neubau, bei dem anstelle der alten Gerberei ein Wohnhaus errichtet wurde, das in Stein ausgeführt werden musste.
Der Blick von der Steinernen Brücke zur Niedergasse wird geprägt durch das Haus Nummer 2 an der Ecke Hainweg/Niedergasse. Dessen mehreckiger Vorbau zeigt an, dass sich darin der rechte Turmbau des ehemaligen inneren Brückentores teilweise erhalten hat. 1713/1714 war hier ein Doppelhaus errichtet worden, dessen Vorbau ein Zeltdach abschloss. Im Zusammenhang mit dem Bau der Steinernen Brücke wurde ein Teil des alten Hausbestandes niedergelegt und die beiden zweistöckigen steinernen Häuser Niedergasse 2 und 4 als Doppelhaus errichtet. Den heute so charakteristischen zweiteiligen Haubendachreiter und das 3. Stockwerk erhielt das Gebäude Haus erst anlässlich der Tausendjahrfeier der Stadt Weilburg im Jahr 1906.
Insbesondere wegen Laden- und Schaufenstereinbauten in den Erdgeschossen wurde die ursprüngliche Bausubstanz bei fast sämtlichen Gebäuden der Niedergasse im Laufe der Jahre erheblich verändert und zerstört. Eines der alten Fachwerkhäuser, die Metzgerei und Gaststätte Heyne in der Niedergasse 17 wurde 1962 abgerissen, um die dortige Straßenkurve übersichtlicher zu gestalten. In die Lücke wurde ein zurückgesetzter Geschäftsanbau für Leder-Saalbach gebaut. Später folgten Schließungen von Ladengeschäften und Wohnungsleerstände. Mit der Aufgabe von Geschäften und dem Leerstand der Wohnungen, besonders in den Gebäuden auf der Schlossbergseite, verfielen die dortigen Bauten immer mehr.
Wegen des fortschreitenden Verfalls beschloss die Stadt Weilburg 2004 den Ankauf der Grundstücke und Gebäude Niedergasse 5 - 17 und den anschließenden Abriss dieser Häuser. Der Gebäudeabriss erfolgte Anfang 2005 und im Anschluss daran wurden die Seitenbereiche der Niedergasse neu gestaltet.