Sehenswerte Bauwerke in der Stadt Weilburg
Neue Kaserne
Auf der rechten Seite der Frankfurter Straße (Richtung stadtauswärts), befindet sich an deren rechter Seite, zwischen Beethoven- und Sudetenstraße, die Neue Kaserne. Der Grundstein zu ihrem Bau wurde am 04.12.1911 gelegt und ihrer Bestimmung übergeben wurde sie am 27.09.1913. Beauftragt hatte den Kasernenbau das preußische Kriegsministerium, der Entwurf dazu stammte von dem Kgl. Baurat Winkelmann und Regierungsbaumeister Groß. Die Neue Kaserne wurde bei ihrer Eröffnung als Musterbau vorgestellt und war konzipiert für die Aufnahme der seit 1877 in der Hainkaserne (Alte Kaserne) untergebrachten Unteroffiziersvorschule. Ausgebildet wurde in der Neuen Kaserne nicht nur der Heeresnachwuchs, sondern auch die Zöglinge der Zivilverwaltung.
Das Kasernengelände umfasste ein Hauptgebäude und mehrere Wohnhäuser, Nebengebäude, Gärten, den Exerzierplatz und einen Rasenspielplatz. Das Hauptgebäude ist 120 m breit und beherbergte zur Eröffnung 317 Räumen; es war der größte Bau Weilburgs nach dem Schloss.
Weilburg, Neue Kaserne, Hauptgebüde, Ostseite
Untergebracht waren im Hauptgebäude u. a. die Turnhalle, den Speisesaal, Unterrichtsräume, Schlafsäle, Stuben für Zöglinge, Sanitärräume und Küche. In den Eckbauten der Seitenflügel befanden sich Wohnungen der verheirateten Offiziere und Unteroffiziere.
Westlich des Hauptgebäudes wurden in einem villenartigen Stil und mit schön angelegten Gärten das Wohnhaus des Verwaltungsleiters, ein Stabsgebäude, das Kasino und das Wohnhaus des Kommandanten errichtet.
Während das Äußere des Hauptgebäudes wie der weiteren Bauten im wesentlichen unverändert blieb, erfolgten wegen unterschiedlichster Gebäudenutzung im Lauf der Jahrzehnte immer wieder umfangreiche Umbaumaßnahmen. Nach der Auflösung der Unteroffiziersvorschule nach dem 1. Weltkrieg wurde das Hauptgebäude u. a. genutzt als Unterkunft der Sicherheitspolizei (bis 1922), dann von der Stadt zur Unterbringung der Höheren Töchterschule, der Höheren Landwirtschaftsschule, für Teile der Volksschule und der Berufsschule. In den Seitenflügeln wohnten Familien.
Um 1934 ging das Gebäude wieder in Staatsbesitz über. Nach Auflösung der Höheren Töchterschule bzw. Verlegung der Berufsschule und der Höheren Landwirtschaftsschule zog die neugegründete Hochschule für Lehrerbildung 1934 ein, dazu verblieben zwei Volksschulklassen dort. Die Hochschule wurde 1939 geschlossen, nachdem bereits 1938 Gebäudeteile an ein Infanterieregiment abgegeben worden waren. In der neuen Kaserne war dann auch ein Gefangenenlager für Offiziere untergebracht, 1941-1943 auch eine Unteroffiziersschule und 1944 eine Fahnenjunkerschule. Nach dem 2. Weltkrieg beschlagnahmte die amerikanische Armee das Gelände. Bereits 1947 konnte aber das Pädagogische Institut als Nachfolgeeinrichtung der Hochschule für Lehrerbildung das Hauptgebäude beziehen und hatte dort bis zur Verlegung nach Gießen im Jahr 1963 seinen Sitz. Im Anschluss an das Pädagogische Institut zog in das Hauptgebäude die Staatliche Technikerschule ein. Diese hat dort auch gegenwärtig noch ihren Sitz.
Weilburg, Neue Kaserne, Hauptgebüde, Ostseite
Einzelne Gebäude der unterhalb des Hauptkomplexes bestehenden Bauten wurden zeitweise vom Finanzamt und vom Bergamt Weilburg genutzt. Heute sind alle Häuser in Privatbesitz und dienen Wohnzwecken.
Der ehemalige Exerzierplatz der Unteroffiziersvorschule diente in den 1920er Jahren als Schulsportplatz und Fußballplatz.
Am östlichen Ende des ehemaligen Kasernengeländes wurde 1940 eine Dreiflügelanlage gebaut und war in den letzten Kriegsjahren Mannschaftsunterkunft der wieder reaktivierten Unteroffiziersschule. Seit 1950 ist dort die Christian-Spielmann-Schule (heute eine Grundschule) untergebracht.