Ruhig und bescheiden empfängt die Karlskirche neben dem Weilburger Landtor die Besucher der Stadt. Bevor dieses Gebäude im Jahr 1820 in die Hände der Katholischen Kirchengemeinde überging und danach überhaupt erst zur Kirche werden konnte, hatte der für die Vorstadt auffallend große Bau in den Jahren 1752 bis 1762 als sogenanntes „Zucht- und Arbeitshaus“ gedient. Errichtet worden war dies nach einem Entwurf Friedrich Ludwig von Sckells. Dieser war ein gebürtiger Weilburger und hat als Gartenmeister und Landschaftsarchitekt den Stil des Englischen Landschaftsgartens in Deutschland geprägt: so auch den Weilburger Schlossgarten und den Englischen Garten in München.
1884 wurde der neugotische Chor angefügt, der noch heute das Stadtbild mitprägt. Doch was sich im Inneren und im angrenzenden Gebäude Vorstadt 20 alles verbirgt – und vor allem: inzwischen entwickelt hat - kann als Wunder bezeichnet werden.
Bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Dr. Johannes Hanisch konnte sich dieser jetzt einmal von den Fortschritten der enormen Baumaßnahme überzeugen: Im Jahr 2019 hat die Familie Müller das rund zehn Jahre leer stehende Anwesen erworben und 2023 bereits im ersten Stock die Frauenarztpraxis Karin McCarson Rohn und Jutta Schewe-Zimmermann eröffnet. Seitdem wird an der Weiterentwicklung gearbeitet, denn ein ganz wunderbares Konzept macht Lust auf die Zukunft. Auch Wohnraum ist inzwischen entstanden.
Als die Familie Müller das Gebäude erwarb, war eine Decke bereits eingestürzt und zwei weitere waren einsturzgefährdet, die Bausubstanz war in Mitleidenschaft gezogen und viel Rückbau musste betrieben werden: das Gebäude befand sich in keinem guten Zustand mehr. Eckhard Müller holte sich die auf denkmalgeschützte Bauten spezialisierte Architektin Bianca Mille an seine Seite und startete den Umbau des traditionsreichen Hauses. Und er verrät auch, dass seine Frau Bettina eine leidenschaftliche Initiatorin des Projekts gewesen sei, denn sie besuchte das Weilburger Gymnasium Philippinum und fühlt sich als Weilburgerin der Stadt sehr verbunden.
Um das dynamische Projekt zu einem Erfolg gelingen zu lassen, wurden die „Landmark 1 GmbH“ gegründet mit dem „Lokalhelden Markt“ und dem „Konrads Café und Weinbar“ in der über 260 Jahre alten Karlskirche. Dafür gab Sohn Philipp Müller extra seine Arbeit in einem "Start up" auf und auch Partnerin Lana van de Vyver konzentriert sich nun auf Weilburg. Denn die ganze Familie verfolgt mit unglaublicher Kreativität und Zielstrebigkeit den Plan, zur weiteren Attraktivität der Stadt und insbesondere der Altstadt beizutragen.
„Lokalhelden“ und „Konrads“ sollen als Treffpunkte regionaler Verbundenheit dienen. Das Café „Konrads“, benannt nach König Konrad, wird in der restaurierten Karlskirche am König-Konrad-Platz eröffnet. Es schafft eine einladende Atmosphäre und fungiert als „Wohnzimmer der Stadt“, das hochwertige, aber zugängliche Angebote für Menschen aller Generationen bereitstellt. Im „Konrads“, einer Mischung aus Grand Café und Weinbar, genießen Gäste aller Generationen Kaffeespezialitäten, Weine und regionale Speisen im Ambiente des alten Chors und der Sakristei. Die in Richtung Stadt angrenzende „Lokalhelden“ Markthalle bietet eine Plattform für regionale Erzeuger, die ihre Produkte einem breiten Publikum präsentieren möchten. Neben Verkaufsflächen wird auch eine Präsenz im geplanten Online-Shop ermöglicht. Die Zielkundschaft umfasst Einwohner von Weilburg, Tagestouristen, Veranstaltungsteilnehmer und Besucher von Schlosskonzerten. Die Strategie von „Landmarkt in Weilburg“ basiert auf der Nutzung von Synergien in der lokalen Wertschöpfung und der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Die beiden Konzepte ergänzen sich ideal: „Konrads“ bezieht frische, regionale Produkte direkt aus dem „Lokalhelden“-Store, was die Qualität des Cafés erhöht und gleichzeitig die Nachfrage nach den Marktprodukten stärkt. „Unser Projekt bringt Mehrwert für Weilburg, indem es Arbeitsplätze schafft, historische Gebäude belebt und einen neuen Treffpunkt für die Gemeinschaft bietet“, sagt Eckhard Müller.
Die zentrale Lage in unmittelbarer Nähe zum Landtor bietet einen besonderen Standortvorteil: Direkte und kostenfreie Parkmöglichkeiten sind vor dem Haus vorhanden und das nahe gelegene Parkhaus sorgt für weitere Parkflächen und eine gute Erreichbarkeit. Die zentrale Position und die Nähe zu wichtigen Verkehrspunkten schaffen ein einzigartiges Erlebnis in historischem Ambiente.
Bürgermeister Dr. Johannes Hanisch zeigte sich begeistert über das Vorhaben: „Was Familie Müller aus diesem Objekt gemacht hat, ist einzigartig in Weilburg. Mit ihrer Liebe zur Stadt, einem klaren Konzept und dem notwendigen Durchhaltevermögen ist durch Familie Müller in der ehemaligen Karlskirche am König-Konrad-Platz 1 ein wahres Schmuckstück am Eingang in unserer Altstadt entstanden. Durch die grundhaften Sanierung des Objektes sind die Bereiche Wohnen, ärztliche Versorgung sowie Gastronomie und Handel hervorragend kombiniert worden. Alle Bereiche sind für das Leben und Arbeiten in der Altstadt von großer Bedeutung und zeigen auf, wie durch die Sanierung von historischem Bestand eine Mischung attraktiver und zeitgemäßer Nutzung eines Denkmals gelingen kann.“ Solche Projekte, in denen Eigentümer Verantwortung übernehmen und ihre Objekte baulich weiterentwickeln, seien beispielhaft. Im Rahmen der Förderprogramme „Weilburger Brückenköpfe“ der Stadt Weilburg und „LEADER Regionalmanagement“ des Landkreises Limburg-Weilburg sei das Projekt finanziell unterstützt worden, berichtet der Bürgermeister weiter. „Das Engagement von Familie Müller ist herausragend. Im Namen der Stadt Weilburg danke ich Ihnen und Ihrer Familie sehr und freue mich auf die Eröffnung des Lokalhelden Marktes und des Konrads Café und Weinbar“.
Der „Lokalhelden“-Store profitiert zusätzlich von der konkurrenzfreien Lage in der Innenstadt, wo aktuell keine anderen Lebensmittel-Nahversorger vertreten sind. "Damit besetzen wir eine attraktive Nische und bieten ein exklusives Einkaufserlebnis. Da sich das Gebäude im Familienbesitz befindet, haben wir die nötige Flexibilität, um den Geschäftsplan optimal umzusetzen", so die Familie Müller.
Doch nun heißt es erst einmal, fertig zu werden, um „Lokalhelden“ und „Konrads" eröffnen zu können. Und das ist bis zum Frühjahr geplant.